Sprache

Deutsch Englisch French Italian

Italien, Sardinien

Datum: Sept. 2001

Gebiet: Santa Margaretha nahe Cagliari

Typ: Survey

Ziel: Fundmeldung von Transportamphoren nachgehen und  bewerten

Projektleitung: Dr. Hanz Günter Martin


 





Kurzbericht: Sardinien 2001

 

Verfasserin: Barbara Ditze M.A.

 

Die DEGUWA war vor einiger Zeit von privater Seite gebeten worden, sich einer alten Sammlung von Unterwasserfunden anzunehmen, die aus Südsardinien stammen. Bei der Bearbeitung der Stücke, überwiegend antike Transportamphoren, stellte sich bald die Frage nach dem Kontext, auch wenn klar war, dass dieser nur lückenhaft rekonstruiert werden kann. Außerdem ist es von Interesse zu sehen, wie die Fundplätze nach mehr als 30 Jahren heute aussehen und was sich inzwischen an Unterwasserarchäologie dort getan hat. Daher hatte die DEGUWA ein Tauch-Team unter seinen Mitgliedern gesucht, das sich im Herbst 2001 im Süden von Sardinien trifft, um einen Survey durchzuführen.

 

Sonntag, 23. September 2001

Sonntag ist Anreisetag und das Ziel heißt St. Margherita in der Nähe von Cagliari. Hanz Günter Martin, Gregor Scheipers und ich, Barbara Ditze, reisen mit dem Auto aus Sassnitz, Ostbevern und Hamburg an. Heidi Sobol und Jürgen Nickel kommen mit dem Flugzeug aus Frankfurt und Regensburg. Mario Galasso und seine Frau Fiorella haben den kürzesten Weg: sie leben zeitweilig auf Sardinien und kommen aus Alghero. Das Haus, das Mario vorher für die DEGUWA gebucht hatte, liegt in einer Pineta direkt am Strand zwischen Pula und Capo Spartivento. Ein sehr guter Ausgangspunkt für unser Projekt. Nachdem wir uns alle eingerichtet haben, gibt Hanz als Projektleiter eine Einführung in das Vorhaben und den Ablauf der nächsten Tagen. Sieben Tage wollen wir nutzen, um zwei Tauchplätze, an denen vor 30 Jahren Einzelfunde - im wesentlichen Bleisonden und Amphoren - gehoben wurden, zu sondieren. Die Zielsetzung ist klar: Auffinden der beschriebenen Fundorte, Sondierung des Terrains und Aufnahme weiterer Funde, falls notwendig. Grabungsaktivitäten sind nicht vorgesehen. Parallel dazu soll im Museum von Cagliari nach weiteren vergleichbaren Objekten recherchiert werden. Bei warmen Wetter sitzen wir anschließend bei unserem ersten gemeinsamen Abendessen mit Pasta und Wein auf der Terrasse und lernen uns erst einmal besser kennen.

 

Montag, 24. September 2001

Großeinkauf steht auf dem Plan. Eine Gruppe fährt in den nächsten Ort, um für das leibliche Wohl zu sorgen, während Hanz und Mario sich mit dem Bootsbesitzer treffen, die Formalitäten erledigen und das bestellte Schlauchboot begutachten. Es ist ein 4m langer Zodiac mit einem 45 PS Motor. Ausreichend für einen Bootsführer und vier Taucher. Nachdem auch das letzte Teammitglied, Wolfgang Schultheiß, eingetroffen ist, können wir die Planung für den folgenden Tauchtag am ersten Tauchplatz im antiken Hafen von Nora (Pula) festlegen.

 

Dienstag, 25. September 2001

Um 7:00 Uhr holt Hanz das Schlauchboot vom nahegelegenen Liegeplatz und legt direkt vor dem Haus am Strand an. Zwei Tauchteams und ein Bootsführer machen sich fertig. 30 Minuten dauert die Fahrt nach Nora. Gregor und Mario, der die Gegend schon öfter betaucht hat, gehen als erste runter, um die beschriebene "Schlammwand" zu finden und die Boje zu setzen. Lange dauert die Suche nicht und Hanz nimmt den GPS-Punkt von Bord aus. Das zweite Team setzt die Prospektion fort und findet zweite weitere - verstreute - Amphorenhälse. Erschwert wird die Suche durch das sehr üppige Seegras, mit dem die ganze Bucht mittlerweile bedeckt ist. Am frühen Nachmittag trifft das Boot wieder am Strand vor dem Domizil ein. Über eine Stunde hat die Rückfahrt gedauert, da der Motor nicht so lief, wie er sollte. Die geplante zweite Ausfahrt muss damit gestrichen werden. Der Nachmittag wird dazu genutzt, die ersten Ergebnisse auszuwerten, das Essen vorzubereiten und auf den Bootsbesitzer zu warten, der den Motor reparieren soll.

 

Mittwoch, 26. September 2001

Das Boot ist wieder startklar und so können Heidi, Hanz und ich an der am Tag zuvor festgestellten Stelle erneut tauchen. Die Fundstücke werden fotografiert und gezeichnet. Ein weiterer Bereich wird abgetaucht, ohne dass klare Merkmale für eine Havarie festgestellt werden können. Um Zeit zu sparen, findet am Strand von Pula ein fliegender Wechsel der Teams statt. Fiorella hatte sich bereit erklärt, die zweite Tauchgruppe mit dem Auto hinzubringen und die anderen abzuholen. Der letzte Punkt wird am späten Nachmittag als 4er-Kamm betaucht. Damit ist der erste Tauchplatz abgeschlossen. Nachdem - mal wieder - köstlichen Abendessen geht es an die Planung für die Tauchgänge am zweiten Tauchplatz. Dieser soll in knapp 50 m Tiefe liegen. Wer kann und will dort tauchen, wie nähern wir uns dem Platz, sind die Fragen, die dabei zunächst im Vordergrund stehen.

 

Donnerstag, 27. September 2001

Die Nacht war nicht mehr so warm, wie die vorherigen und eine Wolkenschicht begrüßt uns am Morgen. Während die Taucher sich auf den Weg nach Süden zum Capo Spartivento machen, fahren Fiorella und ich nach Cagliari ins Nationalmuseum. Dort erreicht uns am Mittag der Anruf der Taucher: "Bitte holt uns mit dem Auto vom Strand von Chia ab. Der Wind ist so stark geworden, dass das Boot nicht mehr alle Taucher und das Equipment gegen die Wellen zum Haus zurück bringen kann." In der Stadt war der Wind noch nicht zu merken, aber als wir am Strand nach einer geeigneten Zufahrt suchten, hatte der Scirocco bereits eine Stärke von 4-5 erreicht. An diesem Abend haben wir erstmals Mühe den Kamin für das Abendessen in Gang zu bringen und ziehen es vor im Haus zu essen.

 

Freitag, 28. September 2001

Morgens beim Aufwachen ist klar, dass heute weitere Tauchgänge nicht möglich sein würden. Das Rauschen der Wellen und des Windes ist nicht zu überhören. So nehmen wir uns den Tag, um ins Museum nach Cagliari zu fahren. Hanz führte die Gruppe durch die Ausstellung und gibt einen Überblick über die Entwicklung der Geschichte Sardiniens.

 

Samstag, 29. September 2001

Wieder das Rauschen des Windes und der Wellen! Der Wind hat gedreht und es kommen noch einige Regenschauer dazu. So unternehmen wir einen weiteren Ausflug. Diesmal nach Pula, um uns den archäologische Park der antiken Stadt von Nora anzusehen. Der Besuch rundete das Bild der ersten Eindrücke, die wir von der Seeseite aus gewonnen haben, ab. Auf dem Rückweg fahren wir zum Turm von Chia. Dort muss eine Zodiac vor unserem Basecamp Spülen nach dem Tauchen weitere Landmarke mit dem GPS genommen werden. Gleichzeitig suchen wir in der Umgebung nach einer Möglichkeit, sich unseren zweiten Tauchplatz von Land aus zu nähern. Da der Wind abflaut, besteht eine gute Chance, am nächsten Morgen - unserem letzten Tag - doch noch einen Tauchgang zu unternehmen.

 

Sonntag, 30. September 2001

Der Himmel ist blau und der Wind hat sich gelegt, doch der Seegang ist immer noch stark. Wir räumen auf, reinigen das Haus und packen schon einmal unsere Sachen. Die Tauchausrüstung bleibt jedoch noch draußen, denn es besteht immer noch die Hoffnung, am Nachmittag mit Francesco, einem befreundeten Tauchlehrer aus St. Margherita, zu dem zweiten Tauchplatz zu fahren. Doch daraus soll nichts werden: Mittags ruft er an und berichtet, dass die Wellen genau auf das Cap laufen. Damit wird die Entscheidung getroffen, das Vorhaben zu beenden. 

Was nehmen wir mit zurück?

Die wissenschaftliche Auswertung bleibt natürlich noch abzuwarten, aber wir haben von der Unterwasserwelt vor Pula und selbst vor Capo Spartivento, wo ja nur ein Tauchgang möglich war, einen so guten Überblick gewonnen, dass es wohl möglich sein wird, die bisher "heimatlosen" Amphoren der Sammlung ihren Wracks oder zumindest ihren Fundgebieten wieder zuzuordnen. Zudem haben wir eine Reihe von Unterwasseraufnahmen und kartierte GPS-Messungen gemacht, die in einer zukünftigen Publikation dem Leser helfen, das Zustandkommen der Sammlung zu verstehen. Ich möchte die Gelegenheit wahrnehmen, mich bei allen Teilnehmern für ihr Engagement und die interessanten Gespräche zu bedanken. Vor allem aber bei Fiorella, die für das Team immer bereit stand und ohne die wir sicherlich mittags meistens hätten hungern müssen.

 

 
© DEGUWA
powered by phpComasy