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Was ist Unterwasserarchäologie?

Das Arbeitsgebiet der Unterwasserarchäologie oder besser der Gewässerarchäologie erstreckt sich prinzipiell durch alle Perioden der menschlichen Entwicklung, durch alle Kulturen und über sämtliche Regionen der Erde. Natürlich sind Wasserfahrzeuge aller Art, ihre Bauweise und nautischen Eigenschaften, ihre Ladung und der durch Schiffahrt bewirkte Kulturaustausch wichtige Teilgebiete. Es gehören aber auch alle Wasserbauten wie Häfen und Landestellen, Befestigungen, Küstenschutz, Brücken, Seezeichen, ans Wasser gebundene Siedlungen, Fischfangeinrichtungen dazu, kurz: alles, was dem Leben des Menschen auf oder an dem Wasser dient und seiner Kultur ein besonderes Gepräge gibt. 
Darin eingeschlossen sind Sitten und Gebräuche, weltliche und religiöse Begehungen, Mythen und Legenden, Arbeits- und Verhaltensweisen gewässernaher Bevölkerungen, 
also ethnographische und anthropologische Aspekte und Fragestellungen. Nicht zu vergessen sind die einschlägigen Naturwissenschaften, Informatik, Entwicklung neuer Tauchtechniken usw.
Durchaus nicht zuletzt gehört schließlich die Propagierung der wissenschaftlichen Erforschung und des Schutzes des unter Wasser liegenden Kulturerbes vor Souvenirjägerei und kommerziell betriebener Plünderung zu den Pflichten der Gewässerarchäologie. In dieser Breite wird das Forschungsgebiet auch im Ausland verstanden und definiert (vgl. z.B. Luigi Fozzati in der „Presentazione“ der Zeitschrift „Archeologia delle Acque, semestrale di antropologia, archeologia, etnografia, storia dell’acqua“ 1, 1999 no.1 S.4-5).
 
Gewässerarchäologie ist also a priori von extrem interdisziplinärem Charakter. Deshalb wäre die ideale Forschungsstätte eine in diesem ganzheitlichen Sinn arbeitende Institution, die so viele der genannten Arbeitsgebiete wie möglich zusammenbringen oder in sich vereinen, kontinuierliche Arbeit leisten, als Planungs- und Koordinationszentralen dienen, Pilotprojekte auflegen und längerfristige Forschungsvorhaben durchführen könnte. Eine solche Einrichtung, wie sie zahlreiche europäische Länder, Israel, die USA und Australien längst besitzen, existiert in Deutschland bis heute nicht und lässt sich zur Zeit nicht von heute auf morgen schaffen. Sie kann nur schrittweise aufgebaut werden, am besten da, wo bereits der eine oder andere Teilbereich als Kristallisationspunkt vorhanden ist. Dort könnten vielleicht auch neue Studiengänge aufgebaut werden, die die seit dem 19. Jahrhundert betonierten Fächergrenzen aufbrechen und in die sich neue Lehr- (und damit auch Forschungs-)gebiete integrieren lassen.
 
Die Deutsche Gesellschaft zur Förderung der Unterwasserarchäologie e.V. kann eine solche Institution, wie sie in Deutschland einstweilen nicht in Sicht ist, natürlich nicht ersetzen. Sie verfolgt aber das Ziel, die außerordentliche Weite und Vielfalt des Forschungsgebietes und seine interdisziplinäre Verknüpfung mit ihren alljährlichen wissenschaftlichen Tagungen „In Poseidons Reich“ und in ihrer Zeitschrift SKYLLIS widerzuspiegeln und breiten Kreisen bewusst zu machen.

27.2.2013
 
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